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»Once upon a time there was a story that began once upon a time there was a story that began once upon a time...«

Künstler der Galerie und Gäste
 



frank ahlgrimm, kathrin ahlt, stefan burger, gerlinde dehmel, dennis del favero, WILLIAM ENGELEN, pat flynn, peggy franck, emanuel geisser, ROBERT HAISS, andreas helbling, stef heidhues, eno henze, patrizia karda, stefanie klingemann, andreas lorenschat, andrew mcdonald, lorenzo pompa, christine rusche, martina sauter, natalia stachon, karin suter

Ausstellung: 26. Juni – 30. Juli 2010

Eröffnungen:
Freitag, 25. Juni 2010, 19 Uhr: Teil 1
Freitag, 16. Juli 2010, 19 Uhr: Teil 2
mit Der Performance »BOOM BOOM« von Stefanie Klingemann

Freitag, 30. Juli 2010, 18 – 24 Uhr:
Ausstellung der Klasse für Neue Medien von
Prof. Dieter Kiessling,
Akademie für Bildende Künste der
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
initiiert von Andreas Lorenschat

(15. Juli und 29. Juli geschlossen wegen Aufbau)

























Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt durch das Galerieprogramm und setzt die Arbeiten der Galeriekünstler in Bezug zu Gastkünstlern, die überwiegend von den Künstlern selbst eingeladen wurden. Für den 16. Juli werden die Werke der Gäste mit Arbeiten von weiteren Gastkünstlern ausgetauscht, so dass mit den verbleibenden Positionen neue Zusammenhänge entstehen können.

In den Collagen und bildhauerischen Objekten von Stef Heidhues (*1975) geht es um den ständigen Balanceakt an sich, um ein Tauziehen zwischen konkreten Bildern und Assoziationen auf der einen Seite sowie der autonomen Form, Komposition und der Ausdruckstärke des Materials auf der anderen Seite. Das Werk »o.T. (Bockobjekt 2)« hat die Künstlerin eigens für den Ausstellungsort konzipiert.

Flankiert wird diese Arbeit von der Fotografie »destinations in the clouds« der niederländischen Künstlerin Peggy Franck (*1978). Sie setzt in Ihren Arbeiten Bild und Raum als auch Innen- und Außenwelt in einen spannenden Dialog. Die Installationen sowie die rein für die Fotografie kreierten Inszenierungen bestehen aus alltäglichen Objekten und Materialen, die sie mit illusionistischen Techniken aus Malerei, Film oder Bildhauerei in Szene setzt. Ihre Fotografien changieren zwischen Fläche und fiktivem Raum.

Mit ihren umfassenden Raum-Zeichnungen setzt Christine Rusche (*1971) den realen und den fiktiven Raum derart miteinander in Bezug, dass sie gleichermaßen betont, aber auch gegeneinander ausgespielt werden. In ihren kleinformatigen Zeichnungen findet eine Umkehrung dieses Prozesses statt – der real erfahrbare Raum wird fragmentiert und mit Markertusche auf Printfilm komprimiert.

Der Schweizer Künstler Emanuel Geisser (*1974) macht in seinen Installationen, Collagen und filmischen Arbeiten das Geheimnisvolle und Rätselhafte sichtbar. Sein Interesse gilt der mystischen, vom Menschen nicht kontrollierbaren Welt. Er präsentiert die Arbeit »studio series I-III«.

Unsere Wahrnehmung und die damit einhergehende Bewusstwerdung beschäftigen den Berliner Künstler Eno Henze (*1978). Wie und was nehmen wir wahr und wie generiert sich Bewusstsein? Welche Rolle spielt die Mechanik des Körpers, welche der Geist? Eno Henze überträgt diese Fragen in künstlerische Arbeiten die sich zwischen Technik und Intuition, Kalkulation und Zufall, Handarbeit und Mechanik, zwischen Mensch und Maschine bewegen. Die Laserzeichnung »No Messages (2010-05-31-3)« entstand durch eine vom Künstler selbst entwickelte Technik, durch die Verbindung des Computers mit einem Laser.

Patrizia Karda (*1973) greift mit ihren fotografischen Arbeiten installativ in Räume ein, um diese zu transformieren, aber auch um die Besonderheiten des jeweiligen Raumes hervorzuheben. In dieser Ausstellung zeigt die Schweizer Künstlerin die Edition »Piz-Miz« – kleine Sehrohre, die den Blick auf Edelsteinformationen freigeben.

Das Infragestellen von Kunstmarkt und Kunstinstitutionen ist ein zentrales Motiv der Arbeiten von Stefan Burger (*1977) ebenso wie die dezidierte Auseinandersetzung mit Fotografie. Stefan Burger untersucht Herkunft, Entwicklung, heutige Bedeutung sowie die Erweiterung der Fotografie in andere Medien und analysiert kunstinterne Fragen auch durch Ausflüge in nebenkünstlerische Bereiche. Dabei interessieren ihn ausgehend von bildimmanenten Begebenheiten der Bildrand und das Bildäußere.

Pat Flynn (*1972) aus Manchester, hingegen, stellt mit seinen digital konstruierten Fotografien das fotografische Abbild in Frage. Zunächst wirken seine Werke wie eine analoge Wiedergabe unserer Welt, die im Glanz erstrahlt. Doch das genaue Betrachten entlarvt das Bild als eine minutiös am Computer entwickelte Bild- und Realitätskonstruktion.

»Physical studies« ist der programmatische Titel einer der jüngsten Werkgruppen von Frank Ahlgrimm (*1965), in denen er unterschiedlichste Bildinhalte und formale Ebenen zu einem neuen Ganzen zusammenfügt. Hierfür nutzt er Abbildungen von Sumo-Ringern oder Titelblätter von Fitnesszeitschriften, die er ausschneidet, neu zusammensetzt und anschließend überzeichnet oder übermalt. Formal lassen sich Parallelen zu seiner Malerei erkennen, die ebenfalls dem Prinzip des Zitierens folgt, um auf diese Weise Neues zu kreieren.

Anhand von Szenarien mit großformatigen, raumgreifenden Skulpturen, Malerei und Zeichnung verwandelt der italienische Künstler Lorenzo Pompa (*1961) Räume. Er bedient sich dabei aus seiner ständig wachsenden Sammlung von Artefakten, die er mit klassischen Materialien verbindet und somit konträre Formen zu einer neuen Einheit zusammenfügt, die von der Ambivalenz lebt und Spannung erzeugt.

Das Zeichnen steht im Zentrum des Werks von Andrew McDonald (*1963) und zeigt sich in Papier- und Leinwandarbeiten, aber auch in Animationen und Installationen. Der britische Künstler schafft schöne, geheimnisvolle Welten, die ein Unbehagen auslösen und durchsetzt sind mit Einsamkeit, Angst und Morbidität.

Die Düsseldorfer Künstlerin Martina Sauter (*1974) beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit fotografischen und filmischen Inszenierungen. Mittels Schnitt, Montage und Suspens entstehen spannungsgeladene Werke mit geheimnisvollen Raumperspektiven und interessanten Erzählräumen.

Auch in den Werken von Kathrin Ahlt (*1976) ist eine Nähe zum Film zu erkennen. Harmlos anmutende Orte verwandelt sie durch ihre Blickwinkel, ihre Lichtregie und den Einsatz von Unschärfe in Tatorte. Das ›Davor‹ und das ›Danach‹ sind im abgelichteten Zeitmoment enthalten.

Andreas Helblings (*1967) Œuvre besteht aus groß angelegten, meist ephemeren, fragilen Skulpturen und Objekten sowie Videoarbeiten. In dieser Ausstellung präsentiert er das Video »Wald«, indem der Künstler selbst, nackt und wie ein Waldschrat zwischen Bäumen umherirrt. Die Arbeit ist einerseits seltsam poetisch, mysteriös und existenziell, anderseits voller Humor und Selbstironie.

Gerlinde Dehmel (*1976) indessen, scheint in ihrer Arbeit o.T. einen verwunschenen Ort zu versinnbildlichen. Landschaften bilden in ihrer Malerei die Projektionsfläche für Stimmungen, die durch Farbe und Lichtführung erzeugt werden. Nicht die Natur wird abgebildet, sondern verschiedene Eindrücke und Landschaften werden zusammengeführt. Es sind verlassene, oft düstere und zugleich Sehnsucht erweckende Orte, wo nur gestalterische Eingriffe in die Natur an menschliches Leben erinnern.

Die Werke des Karlsruher Künstlers Andreas Lorenschat (*1973) bewegen sich zwischen Schrift, Bild und Gedankenbild. In den Werken befindet sich eine Leerstelle oder eine Ungereimtheit, welche die Wahrnehmung hinterfragt und gleichzeitig die Imagination des Betrachters anregt. Hinter den minimalistischen Arbeiten in den Medien Video, Fotografie, Lyrik, Textarbeit und Objekt verbirgt sich eine Poesie, die den Betrachter zum Dialogpartner macht.
In dieser Ausstellung zeigt der Künstler die Textarbeit »Once upon a time there was a story that began once upon a time there was a story that began once upon a time... « die auf dem Schaufenster appliziert ist. Diese Textzeile bildet gleichzeitig den Titel der Ausstellung, der auf das Wiederholungs- oder Unendlichkeitsprinzip des Möbiusbandes und auf eine Selbstreferenzialität verweist, die sich in den Werken von Pat Flynn, Stefan Burger oder Lorenzo Pompa zeigt. Er beschreibt auch eine Schleife, eine Kreisform, die sich in den präsentierten Werken von Eno Henze, Stef Heidhues und Karin Suter wiederfindet, ebenso wie in der Performance von Stefanie Klingemann, die bei der 2. Eröffnung am 16. Juli stattfinden wird. Gleichzeitig beinhaltet der Titel das Geschichtenerzählen und das Märchenhafte, das in den Werken von Martina Sauter, Kathrin Ahlt, Andrew McDonald, Andreas Helbling, Gerlinde Dehmel, Frank Ahlgrimm und Emanuel Geisser zu sehen ist.

TEIL 2

Freitag, 16. Juli 2010, 19 Uhr: Teil 2
mit der Performance »Boom Boom« von Stefanie Klingemann

zusätzlich mit
Dennis Del Favero, William Engelen, Robert Haiss, Natalia Stachon, Karin Suter

Am 16. Juli werden die Werke der Gäste mit Arbeiten von weiteren Gastkünstlern ausgetauscht, so dass mit den verbleibenden Positionen neue Zusammenhänge entstehen können. Arbeiten von Dennis Del Favero, William Engelen, Robert Haiss, Natalia Stachon und Karin Suter werden ab dem 16. Juli mit den bereits gezeigten Werken in Interaktion treten.

Irritationen im Alltag und das Hinterfragen von Identitätskonstruktionen charakterisieren Stefanie Klingemanns (*1977) Arbeiten, welche sie eher in den Alltag oder in den öffentlichen Raum integriert als sie klassisch im Ausstellungsraum zu platzieren. Für ihre Performances, Fotografien, Plakate etc. schlüpft die Kölner Künstlerin selbst in die unterschiedlichsten Rollen wie Astrologin, Politikerin diverser Parteien oder Rockstar – um nur einige wenige Figuren zu nennen, die sie in ihrem Werk interpretiert. Dabei entlarvt sie auf humorvolle und gleichzeitig subtile Weise die scheinbare Authentizität dieser Charaktere als mediale Konstruktion. Am 16. Juli zeigt die Künstlerin während der Eröffnung des 2. Teils der Ausstellung eine neue Performance mit dem Titel »Boom Boom«.

Der australische Künstler Dennis Del Favero (*1953) beschäftigt sich in seinen interaktiven Videoinstallationen und Fotografieserien mit dem Thema Psyche. Seine Werke sind inspiriert von wahren Begebenheiten, die von traumatisierten oder in einem Konflikt stehenden Menschen handeln. Del Favero spinnt Fiktionen um diese authentischen Geschichten, die besonders in den interaktiven Arbeiten keine lineare Lesart bieten, sondern eine Verschränkung von Bild-, Raum- und Zeitebenen provozieren. Durch die Interaktion verstrickt sich auch der Betrachter in das Geflecht von Angst und Traumata. Dennis Del Favero zeigt die interaktive DVD-ROM »Deep Sleep«, die – ausgehend von einer wahren Geschichte um ein berühmt-berüchtigtes Schlaftherapiezentrum in Sydney – menschliche Urängste in verstörend-klaustrophobische Bilder übersetzt.

Kreisläufe von Werden und Vergehen sowie das Prozessuale interessieren die Schweizer Künstlerin Karin Suter (*1979), die vergängliche und künstliche Materialien zu poetischen Werken voll sinnlicher Materialästhetik verknüpft. Karin Suter lässt Natur und das Artefakt aufeinandertreffen und formt sie zu einem neuen, komplexen Ganzen. Ihre Materialien stammen aus der Natur und der Industrie, während sie ihre Ideen aus der Kunstgeschichte, der Literatur, der Astronomie und besonders der Mythologie schöpft. Die Kreisform als Kreislauf taucht in vielen ihrer Arbeiten auf, sei es formal oder inhaltlich. Das Fortlaufende und die Metamorphose spielen im Gesamtwerk der Künstlerin eine große Rolle. Ihre Themen unterzieht sie einer ständigen Transformation in unterschiedliche Materialien und lässt Versatzstücke älterer Werke in neueren Arbeiten auftauchen.

Die Arbeit des niederländischen Künstlers William Engelen (*1964) oszilliert ebenso zwischen bildender Kunst, Architektur und Musik wie zwischen Ausstellung, Aufführung, Partitur und Modell. Ein System räumlicher Markierungen wird logisch konsequent in verschiedene Darstellungsebenen übersetzt, die dann jeweils völlig eigene Erfahrungsmodi herstellen. Engelen ordnet Töne und visuelle Zeichen einander zu, ohne dass eine der beiden Ebenen hierarchisch oder genealogisch vorrangig ist. Es handelt sich weder um die »Visualisierung« von Musikalischem noch um die »Vertonung« einer grafischen Partitur, sondern um ein gleichwertiges Wechselspiel, das entweder als Live-Aufführung zu verfolgen oder als räumliche Inszenierung in Ausstellungsräumen zu erleben ist. In dieser Ausstellung zeigt William Engelen die Arbeit »Aanslag«, eine Notation mit Piano, die am 12. März 2006 live aufgenommen wurde.

Die Bilder des Kölner Künstlers Robert Haiss (*1960) halten durch ihre ausschnitthafte Anlage einen flüchtigen Blick fest, der en passant alltägliche und allgegenwärtige Szenerien streift. Es sind bildnerische Randnotizen eines Beobachters, die häufig Zwischenräume wie Türrahmen, Hausecken, Fußleisten, Mauerritzen, Bordsteinkanten einfangen. Als Orte ohne Verortung überwinden sie ihre eigene konkrete Situation und eröffnen, zu Allgemeinplätzen abstrahiert, imaginäre räumliche und narrative Möglichkeiten, die von Robert Haiss malerisch erkundet werden. Ohne den Anspruch, hinter die Dinge zu blicken, gewährt er oft versteckte Einblicke statt offene Durchblicke, lässt durch Lücken und Leerstellen, wie blinde Flecken im Bild, den Betrachter suchend sehen.

Das Anliegen der Künstlerin Natalia Stachon (*1976) ist es, das vermeintlich Totale, Fertige, Unveränderbare, die tief in unserer westlichen Vorstellung verhaftete Idee vom Vollständigen und Rationalen zu hinterfragen. Und dadurch insbesondere den Raum, der in Zeiten der unendlichen Möglichkeiten von Distanzüberwindung zu einer vernachlässigbaren Größe geworden ist, als einen wandelbaren und dynamischen erfahrbar zu machen. Anstelle einer Begegnung mit dem vermeintlich definitiven Kunstwerk, konfrontiert Stachon mit Formen und Möglichkeiten eines immerwährenden Wandels, und beschreibt die Gleichzeitigkeit von Entstehen und Verschwinden als Basis und Motor des Lebens und der Kunst. Für ihre Collagen-Serie mit dem Titel »CONTAINER« hat Natalia Stachon digitale Kopien der Untitled Architectures von Gordon Matta-Clark adaptiert sowie eigene Photographien von zerfallener oder im Abbruch befindlicher Architektur verwendet. Diese Abbildungen tauchen nur als Fragmente und Versatzstücke auf und werden mit feinen Bleistiftstrichen kombiniert, die trotz ihrer Zartheit und Einfachheit Architekturen entstehen lassen. Es scheint, als wolle sich aus den formalisiert dargestellten Körpern ein chaotisches Innenleben befreien.

Pat Flynn, »Untitled (Frame)«, 2010, Lambda-Print hinter Plexiglas, 42 x 50 cm, Auflage von 5 + 1


Stef Heidhues, »o.T. (Bockobjekt 2)«, 2009, Holz, Messing, Maße ca. 3 m x 1 m x 1,40 m

Peggy Franck, »destination in the clouds«, 2009, Fotografie, 101 x 81 cm, Auflage von 5 + 1



Emanuel Geisser, »studio series II – III«, 2009, Montage, Fotografie, je 28 x 22 cm, gerahmt: 30 x 38 cm, Auflage von 3 + 1


Robert Haiss, »o.T. (Berlin, Schule Auguststrasse)«, 2006,
30 x 36 cm, Öl auf Leinwand

Natalia Stachon, »CONTAINER #3«, 2008,Ink-Print und Bleistift auf Papier, 48 x 40 cm, gerahmt: 50 x 41 cm, Auflage von 3, # 3/3


Eno Henze, »No Messages (2010-05-31-3)«, 2010, Laserzeichnung auf Fotopapier, kaschiert auf Aludibond, 139 x 144 cm, Unikat



Andrew McDonald, »Stump«, 2010, 50 x 60 cm, Zeichnung auf Leinwand


INSTALLATIONSANSICHTEN TEIL 1:
 




 
INSTALLATIONSANSICHTEN TEIL 2:




Performance »Boom Boom« von Stefanie Klingemann:



Direkt vor den Galerieräumen liegt die Ein- und Ausfahrt einer Tiefgarage. Mit lauter »Boom Boom«-Musik fuhr ein gelbes Cabriolet in das Parkhaus hinein und kurz danach wieder hinaus, wieder hinein und wieder hinaus, in einer sich ständig wiederholenden Schleife. Auf dem Beifahrersitz saß Stefanie Klingemann – verkleidet als aufgedonnerte Blondine, die immerzu ihr Make-Up überprüfte.